Zeldin Brisold über Zey

Aus den Tagebüchern des Reisenden Zeldin Brisold:

Wertes Volk,

Mein Name ist Zeldin Brisold, und ich bin Schreiber am Hofe der Ehrenwerten Gräfin Talassa von Haenver am Hofe zu Damloor im schönen Ginoo.

Vor den Ereignissen der letzten Ionde - insbesondere vor der Tatsache, dass der Cousin der Gräfin, Baron Vanik von Haenver, im Zuge einer Intrige den Plan schmiedete, mit Loyalisten in Ginoo und Truppen Linos das Land Zey zu überfallen, um sich so der dort vorhandenden Rohstoffe für eine Militärkampagne gegen Ginoo zu bedienen - hat mich die Gräfin gebeten, den freien Reisenden im Lande Damloor und Ginoo meine Erfahrungen mit Zey niederzuschreiben.

Ich tue dies selbstverständlich gern und gebe euch so einen - wie ich finde - recht guten Einblick in die Historie dieses jungen, wilden und völlig korrupten Landes. Ich habe mir ausserdem erlaubt, eine Karte der Region? Zeys, die ich am besten kenne, beizufügen. Ihr könnt sie gern einsehen.

Erlaubt mir bitte, meine Ausführungen etwas zu gliedern. Ich verfange mich ansonsten zu oft in Kleinigkeiten, die so einem Überblick, wie ihn die Gräfin forderte, leicht schaden können.

Kurze Einführung in Land und Leute:

Zey ist eigentlich schon sehr alt. Nur dass es eben nicht immer Zey hiess. Ursprünglich hiess es einmal Zedernwalde, es war das Herzogtum Zedernwalde des Königreiches Lino. Das war vor etwa dreihundert Ionden. Aber irgendwann hatte niemand mehr Lust, "Zedernwalde" auszusprechen. War warscheinlich zu lang, das Wort. Und da der Menschenschlag dort oben eher für Wortkargheit und dem was Rifikin Stifkin "Vokalakrobatik" nannte bekannt ist, wurde erst Zeydernwald draus, und in dem auf Kürze und Effizienz bedachten Dialekt der Händler eben Zey. Jaja, so war das wohl...

Zey (oder wie auch immer) war nie sehr stark besiedelt, auch in Zeiten der Zugehörigkeit zum Königreich zählte die zey'sche Bevölkerung nie mehr als zwanzigtausend Seelen. Die meisten von ihnen sind und waren Pioniere, einfaches Volk mit dem Bestreben, mit den eigenen Händen aus wenig viel zu machen. Es sind meistens Holzfäller, Erzsucher, Steinmetze und Torfstecher. Selten verirrt sich ein Künstler - Barde, Schreiber oder Sänger - in die vorwiegend hölzernen Städte von Zey.

Die Dörfer liegen zumeist viele Lo'hods oder sogar ein bis zwei Ritt auseinander, verborgen zwischen bewaldeten Seitentälern, hinter fruchtbaren Hügeln, neben reissenden Wasserwegen oder entlang schier unendlich scheinenden Strassen. Ja ich weiss. Das "verborgen" ist nur für die Täler und Hügel gedacht. Dass ein Dorf nicht neben einer Strasse verborgen liegt, weiss ich auch. Es ging mir hier nur darum, ein wenig Dramatik und Szene zu diesem doch recht nüchternen Text hinzuzufügen.

Also, das Land ist sehr wild mit seinen Feldern und Auen. Und die Bevölkerung ackert wirklich sehr hart, um hier ein angenehmes Leben zu führen.

Da die Dörfer recht weit auseinander liegen, hat sich ein sehr starker Gemeinschaftsgedanke im Kopfe jedes Zeyders eingebrannt, der manchmal schon etwas von Fremdenangst hat. Man traut eher seiner dörflichen Gemeinde, die man schon seit Ionden kennt, anstatt einen "Neuen" zu akzeptieren. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass sich die Dörfer eher als selbständig denn als Teil eines übergeordneten Regierungssystems betrachten - obwohl das faktisch natürlich nicht so ist.

Ein paar Worte zur Geografie:

Zey liegt im nordwestlichen - naja, eigentlich im nördlichen - Dria.
Getrennt durch das grosse binnenmeerartige Tobahlmeer vom restlichen Norden. Und man muss sich die Form von Zey in etwa wie einen auf der Wadenseite aufrecht liegenden Stiefel vorstellen, wobei die Stiefelspitze eigentlich der Republik Gosh gehört (Aber wen interessiert schon Gosh!).
Die Hauptlande sind gekennzeichnet von fruchtbarem Weideland, von Hügelketten, die auch schon mal recht schroff werden können und nach Osten hin auslaufen (Nach Osten, stets nach Osten...) und von zahllosen kleinen Wäldern, die sich durch das gesamte Land ziehen und gen Westen zu einem grossen Wald verschmelzen (in dem es ganz und gar nicht ungefährlich ist).
Durchzogen wird das Land von Handelsstrassen (jaja, ich weiss: An denen verborgene Dörfer liegen...), die sich alle mehr oder minder zielstrebig im Landesinnern vor der Hauptstadt Tsohse vereinigen. Gerade an den Hauptstrassen ist das Land kultiviert und urbar gemacht worden, um die Bevölkerung Zeys mit Nahrung zu versorgen.
Einst wuchsen hier riesige Zedernwälder. Und auch anderes Edelholz war hier anzutreffen. Dieses befindet sich mittlerweile aber in Truhen- oder Schrankform in zahllosen Besitztümern von Adligen quer durch Dria.
In Zey fliessen mehrere unwichtige Flüsse und Bäche, aber auch zwei grössere Ströme von Bedeutung (zumindest für Zey). Dies sind der Korsvillt und der Walldkorvt. Interessanterweise - oder vielleicht auch nicht - beschreibt der Wortstamm "-korvt-" einen meandrierenden Flussbogen, der als nicht schiffbar gilt. In der etwas bilderreichen Sprache der Zeyder könnte man also Korsvillt als "anschwellender Flussbogen" bezeichnen - durchaus zutreffend für diesen zügellosen und launischen Fluss - und Walldkorvt wäre dann ein Hinweis auf einen kurvenreichen Fluss inmitten eines Waldes. Nur, dass heute dort kaum noch Wald vorhanden ist.

Warum das so ist, könnt ihr nun in einer kleinen - während des Festes der Bardenfreiheit (und ausserhalb von Zey) geschriebenen - Abhandlung über die Wirtschaft und die Hohe Politik von Zey nachlesen.

Zeldin Brisold

Schreiber zu Damloor